Wir machen es. Wir RoCen Berlin

 

Martin Fritz ist Visionär, Magazinmacher und Herausgeber.

Seit drei Jahren ist er in Berlin. Seit drei Jahren arbeitet er in der Hauptstadt als Herausgeber von „LUST AUF GUT“, ein Magazin zum „Loben und Ausloben“ von Für-Sprechern, Machern und Unternehmen für all die, die Freude am GUTen haben. Sein Konzept nennt er „unwerbliche” Werbung für das Gute und Soziale. „LUST AUF GUT“ ist für ihn eine Frage der Haltung.

Interview: Paulina Tsvetanova

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Hallo Martin, Du arbeitest für LUST AUF GUT. Euer Stadt-Magazin gibt es mittlerweile in mehr als 21 Städten, aktuell habt ihr schon 79. Stadt-Magazin publiziert. Drei bereits in Berlin. Jeweils mit einer Auflage von ca. 10.000 Exemplaren. Was verstehst du unter „gut“?

Gut ist für mich alles, was Qualität hat und einen wirklichen Mehrwert für die Gesellschaft schafft. Darum steht das GUT bei LUST AUF GUT für gutes Design, gutes Handwerk, gute Ideen, gute Architektur – einfach GUTe Qualitäts-Kultur. In unserem Magazin und auf unserer Plattform präsentieren sich ein inspirierender Querschnitt aller Disziplinen und Branchen. LUST AUF GUT bietet denjenigen Marken und GUTmachern in Deutschland eine großzügige Plattform, die für das GUTe und GUTgemachte stehen. Oder anders formuliert: LUST AUF GUT ist unser gesellschaftliche Gegenentwurf zu „Geiz ist geil .“ Ja, „LUST AUF GUT“ ist für uns eine Frage der Haltung.

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Ausgaben des Printmagazins „LUST AUF GUT“

Hat ein neues Print-Magazin in Berlin überhaupt eine Chance auf Erfolg ?

Bis heute haben wir 79 Magazine von LUST AUF GUT publiziert. Und 14 Spezial-Magazine. Und das mit über 3.500 Beiträgen. In mehr als 21 Städten. Bis Jahresende kommen voraussichtlich 20 weitere Stadt-Magazine dazu. Auch wieder zwei Magazine in und für Berlin. Also Print lebt. Und wie. Aber LUST AUF GUT ist auch online. Mit über 350 Fürsprechern, die ihre Stadt oder Region ausLOBEN. Und noch recht frisch mit einem kleinen Shop, sozusagen einem Shöpple. Schauen Sie mal rein. Oder öfters. Denn das Internet lebt. Und wie. Beide zusammen bilden eine sinnvolle Melanche. Und wie.

Martin und Claudia Fritz

Martin Fritz und seine Frau Claudia Schuhmacher-Fritz

Wie bist Du dazu gekommen, ein Magazin mit dem Anspruch „Lust auf Gut“ hier in Berlin auf die Beine zu stellen?

Nach dem BWL-Studium und meinen Wanderjahren in der Agenturenwelt und in der Industrie habe ich mich 1990 mit meiner Marketingagentur in Karlsruhe selbständig gemacht. Also vor 26 Jahren. Gute Gestaltung hat mich schon immer bewegt. So kam ich zu „LUST AUF GUT“. Thomas Feicht, der Gründer der ersten Republic of Culture (RoC), hatte uns vor 5 Jahren eingeladen, mit ihm und anderen guten Gestaltern die Magazinidee weiter zu entwickeln und herauszubringen. Wir sind also eine Art Presseleute- und Gestalter-Kollektiv. Er selber publiziert das Magazin LUST AUF GUT in den Städten Freiburg und Frankfurt. Uns hat er gefragt, ob wir die Städte Karlsruhe/Baden-Baden aufbauen wollen. Und da wir auch gute Kontakte nach Berlin haben, war es für uns eine wunderbare und weitere Herausforderung, das Magazin LUST AUF GUT über Berlin und für die Berliner zu machen. Eben für die Hauptstadt. Da gibt es ja auch sehr viele interessante Leute und gute Manufakturen.

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Ausgabe Nr. 68 – Berlin und drum herum

Welche Idee verfolgt Ihr mit „LUST AUF GUT“? Was wollt Ihr erreichen?

Mit „LUST AUF GUT“ wollen wir ein Netzwerk voller Lob aufbauen. Ein Hauptstadtmagazin der ganz besonderen, anderen Art. Mit Für-Sprechern, Lobern pro Stadt und Region für Menschen, Macher, Läden, Galerien, Künstler, Soziales, Plätze, Köche, Fotografen, und was unsere Mitmacher so GUT finden. Mit Kooperationspartnern. Mit Neuem, Besonderem. Mit regelmäßigen Netzwerktreffen. Und immer aufbauend auf Respekt und auf Augenhöhe. Seit 2015 auch mit einem kleinen „Shöpple“ über alle Bereiche: Design, Fotografie, Genuss, Kunst, Mode und „schau mer mal“. Bestimmt geht es uns und allen Mit-Machern nicht um Hochkultur gegen Design gegen Schnick-Schnack. Uns geht es aber nicht um Abgrenzung, sondern um eine ganzheitliche An-Sicht der Kultur. Wir wollen loben, ausloben. Die, die einfach versuchen, die Dinge gut zu machen. Aber ehrlich – es geht schon etwas gegen die Billig-Billig- und die Geiz-Kultur.

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Euer Magazin bietet Raum für Unternehmen mit manufakturorientiertem, qualitativem und sozialem Anspruch. Worin unterscheidet Ihr euch von anderen Magazinen? Wer ist genau in eurem Fokus?

Wir machen unsere Magazine für ein Zielgruppe mit Qualitätsanspruch. Unser Konzept beschreibe ich so: Wir betreiben eine Art der „unwerblichen” Werbung. Das Konzept von LUST AUF GUT ist, durch den Verzicht auf Firmen-Logos und einer durchgängigen Gesamtgestaltung, die das Magazin als Ganzes im Auge hat, GUTes in den Vordergrund zu stellen. Macher, Manufakturen und soziale Projekte, wollen wir einladen dabei zu sein. LUST AUF GUT ist darum nicht einfach nur ein Magazin, es ist vor allem ein Netzwerk-Produkt, bei dem die Guten die Guten empfehlen, Veranstalter sich mit Markenmachern vernetzen und zum Dialog und freien Austausch über gute Produkte und das GUTgemachte angeregt werden. Ich darf an dieser Stelle Oscar Wild zitieren: „Persönlichkeiten, nicht Prinzipien bringen die Zeit in Bewegung.“ Damit ist LUST AUF GUT eine gute, solitäre Plattform – anlog und digital –, um diese Marken, diese Produkte oder Dienstleitung und lokale und soziale Projekte zu unterstützen und zu fördern. Das machen wir lokal, und für die die möchten, auch städteübergreifend oder bundesweit.

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Wie begegnet ihr der Gefahr des Social Washings? Einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey von 2013 zufolge spielt Nachhaltigkeit von Produkten und Unternehmen bei inzwischen fast 90 Prozent der Kaufentscheidungen von Kunden eine Rolle. Auch darum machen immer mehr Unternehmen auf grün und sozial, auch wenn sie es nicht sind. Greenpeace hat dafür extra die Seite stopgreenwash.org ins Leben gerufen. Werden die Unternehmen bei Euch geprüft?

Moment, LUST AUF GUT ist nicht einfach so zu buchen! Wer dabei sein möchte, braucht eine Empfehlung oder wir suchen das Gespräch mit ihm. Und das Thema Social Washing ist uns durchaus bewusst. Auf der anderen Seite können wir aber auch nicht hinter alle Vorhänge schauen. Hier ist oft gesunder Menschenverstand hilfreich. Und, da wir mittlerweile aus vielen Branchen schon Mitmacher in unseren Reihen haben, ist das für uns eine gute Chance um Rücksprache zu halten, also Empfehlungen einzuholen oder zu hinterfragen: So führen wir zum Beispiel mit Michael Wimmer von der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg FÖL Gespräche, um mit seinen Empfehlungen Bauern und handwerkliche Produzenten – aus Brandenburg und Berlin – aus dem Bereich Ackerbau, Viehzucht und Verarbeitung besser für unser Magazin auswählen und einladen zu können. Genauso sind wir im guten Gespräch mit Slow Food Berlin, mit Lars Jäger. Das Groß- und Hauptstadt-Convivium kennt die kulinarischen Einflüsse, die sich in Berlin zu einer einzigartigen Melange verbinden. So entsteht viel Hintergrundwissen, auf dem wir aufbauen, und mit dem wir unsere sinnliche Netzwerk-Plattform immer weiter erweitern.

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Was macht Berlin so besonders, so anders? Was bewegt dich, hier dieses Magazin-Projekt zu machen?

Berlin ist Kultur. Berlin ist Zentrum. Berlin ist Bewegung. Berlin ist Wesenszug vieler Ideen und Lebenskonzepte, die morgen Deutschland weiter entwickeln, vielleicht auch gut mit verändern. In Berlin haben wir seit ein paar Jahren ein Büro. Also lag es für mich auf der Hand, dass wir auch hier das Magazin LUST AUF GUT als Verleger herausbringen wollten. Hat gut geklappt. Aktuell arbeiten wir an der vierten Ausgabe des Stadt-Magazins. Wir haben da noch viel vor. Denn von hier aus können wir die anderen RoC Republicen und deren Mitmacher unterstützen und ihnen gleichwohl auch Hauptstadt-Repräsentanz sein. Wer möchte, den vernetzen wir über die Stadtgrenzen hinaus. Für mich ist auch wichtig: Berlin sollte wie unser LUST AUF GUT immer bezahlbar sein und bleiben. Auch für Einzelkämpfer, Künstler, kleine Läden und Manufakturen. Das ist die gute Chance für Berlin, guten Idee von guten und engagierten Mit-Machern guten Raum zu geben und dadurch der Stadt einen weiteren GUTen Mosaikstein der Kultur hinzuzufügen. Manchmal hören wir schon, dass wir eine besondere Art der Wirtschaftsförderung sind. Das schmeichelt uns dann schon. Aber es stimmt. Und das ist gut so.

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Was sind eure Pläne mit und rund um die Magazine? Wie wird sich die RoC Republic of culture weiter entwickeln?

Wir arbeiten am vierten Stadtmagazin, wird im November 2016 publiziert. Im Sommer hatten wir unser erstes LUST AUF GUT zum Thema der Speisekulturen in Berlin & Brandenburg publiziert. Hier wird das zweite Magazin auch im November veröffentlicht. Darauf freuen wir uns als Macher schon! Wir wollen gutes Handwerk und gute Produzenten, die sich um ein faires Miteinander bemühen, unterstützen. Das Wissen darüber hat jeder Bürger verdient, der sich dem Thema zuwendet und öffnet. Zum Schluss dient es dem Bürger und der Gesellschaft. Und das ist doch GUT so. Für 2017/2018 planen wir einen Concept- und Pop-up-store. Das Konzept haben wir dafür fertig. Hier suchen wir den Raum. Und Gespräche mit Investoren. Wir haben viel für und mit der Hauptstadt vor. Also die Zukunft wird spannend. Wir machen es. Wir RoCen Berlin.

Danke, Martin, und weiterhin viel Erfolg!