Judith Kuhlmann

Judith Kuhlmann

Das Unnahbare berühren

Judith Kuhlmanns Werke entstehen aus der Notwendigkeit des Infragestellens. Nüchtern und nach Objektivität strebend, kreiert sie intime, zarte, melancholische Werke. Aus dem Repertoire des meist Unsichtbaren, Unterbewussten werden Sujets übersetzt – oft als unmittelbare Reaktion auf das Leben mit all seinen existenziellen und widersprüchlichen Daseinsformen.

„In meinen Arbeiten lege ich Verletzbares offen.

Behutsam dränge ich mich auf. Entblöße Oberflächen.

Versuche das Unnahbare zu berühren.“

Die ambivalente Interaktion zwischen Form und Inhalt akzentuiert den schwankenden Moment des „Sich-an-der-Schwelle-Bewegens“. Diese ständige Gratwanderung greift die Künstlerin auch bei der Wahl des Materials auf. Die Arbeiten fordern unsere Risikobereitschaft heraus und wecken die Neugierde für den Reiz des Verborgenen. Judith Kuhlmanns tiefgründige Arbeiten liefern keine absoluten Antworten, vielmehr öffnet sie durch den permanenten Wechsel der Perspektive, den Raum für brisante Fragen.

judith-kuhlmann.com

der mensch und die angst, 2014, Papierobjekt, 20 x 14 cm (jeweils)

Auf einem Blatt Papier sind gesammelte Buchtitel zu einem Vers ineinander verwoben. Jeder Buchtitel beginnt mit den Worten der mensch oder die angst. Durch die Faltung sind die Verse räumlich voneinander getrennt und können nicht aus einem Blickwinkel gelesen werden.

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minimal-invasive, Serie seit 2015, Leuchtkasten, Papierobjekt 50 x 50 cm

Ein schwarzes, lichtundurchlässiges Blatt Papier verdeckt das Licht des Leuchtkastens. Die sichtbare Zeichnung entsteht durch unzählige, nebeneinanderliegende Bildpunkte in denen das Licht durch die perforierten Löcher hindurch scheint. Durch mikroskopische Einstiche findet eine Verdrängung der Papiermasse statt. Die Zeichnung selbst wird zu einem Objekt.

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wenn man davon absieht, 2012, vergängliche Installation, Realisierung auf Anfrage

Ein rohes Ei ist an der Wand fixiert. Ein Teil der Schale ist in Form eines Quadrates herausgelöst. Das Innere und Äußere wird nur durch das dünne Häutchen voneinander getrennt und die Öffnung gewährt einen Blick in den fragilen Körper.

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wie tief es auch verborgen liegt, Rauminstallation, Objekt, 2014, Glühbirne

Ein dunkler fensterloser Raum. Die einzig sichtbare Bezugs- und Lichtquelle ist eine schwarze Glühbirne mit dem eingeritzten Schriftzug: es bleibt die Angst nicht zu genügen.

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Das Attribut, Videoinstallation, digitaler Bilderrahmen, Passpartout, 2015

Die Videoinstallation zeigt das gleichbleibende Portrait einer Frau. Die Bewegung im Video geht allein von den sich wandelnden Objekten in ihren Händen aus. In 10 Bildern formen sich unterschiedliche Gegenstände um. Im letzten Akt steht die Frau ohne fremde Bestandteile und unverfälscht da, die Hände umfassen den gewölbten Bauch. Die Videoarbeit entstand 2015 für die Themenausstellung „Vom jung und alt sein“ im Künstlerverein Walkmühle.

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was bleibt dann von uns übrig, Videoinstallation, 2012

Und ich fragte mich, während wir gemeinsam Raum einnehmen, was bleibt dann von uns übrig. Der Atem, nur durch eine dünne Haut umspannt, wird zu einem flüchtigen Körper. Wenn zwei oder mehrere Körper sich berühren, herrscht nur ein kurzer Moment der Stabilität jedes Einzelnen. Die Grenzflächen zwischen den Körpern verschmelzen ineinander und zerren aneinander. Beim Annähern muss die Distanz überwunden und aufgegeben werden, die beim Überschreiten der Grenze des Anderen, zur Verdrängung führen kann. Jede Form der Berührung bleibt vergänglich.

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immer wenn du schläfst, Videoinstallation, Balken 210 x 35 cm, 2013

Wie weit kann ich mich einem intimen Raum nähern, ohne ihn zu zerstören. Eine Verletzbarkeit freilegen und zugleich beschützen. Einen Menschen nicht als Material benutzen, ihn aber ausstellen. Den voyeuristischen Blick eingrenzen und zurückdrängen.

Die Videoinstallation zeigt die liegende Silhouette einer gestreckten Figur, die völlig im schwarzen Raum versinkt. Federn fallen auf die Figur und legen sich auf den nackten Körper. Dieser zuckt immer wieder leicht zusammen. Das Fallen der Federn und das Zucken des Körpers steigern sich, bis die Figur sich dreht und sich mit dem Rücken zum Bild abwendet. Durch die Drehung des Körpers verändert sich die Perspektive und die vermeintlich weibliche Figur wird zu einem Kind.

Die Videoarbeit verbirgt sich im inneren eines schwebenden Balken. Er kann umgangen werden, ist aber nur von einer Seite geöffnet. Die Öffnung ist gerade so groß, dass eine Person hineinblicken kann. Der Betrachter entscheidet selbst wie weit er sich der Arbeit nähert, ist er jedoch zu nah und berührt sie, fängt der Balken an zu schwingen und hinterlässt den Eindruck der Instabilität. Der Schutz gegen die Öffentlichkeit, als auch die Zensur geraten damit ins Wanken.

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Persipellis, Videoinstallation, 2011

„Mit einer erschauernden Hülle begabt, ausgestattet, geschlagen, mit einer zarten Haut, die sich in Fältchen legt wie die fragile Fläche eines Sees, nackt und überaus empfindlich“ Michel Serres.

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schamlos schön, Videoinstallation 2012

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