AUSSCHREIBUNG ! NEUES BUCH !

Corona Geschichten. Aus der Corona Krise für die nächste Krise lernen.

Über die psychisch-emotionalen Dimensionen der Corona Krise wird in den Medien recht wenig berichtet, außer auf sozialen Medien, und auch das ziemlich vorsichtig und verhalten.

Wie gehst Du jetzt mit Corona um? Wie war Corona (bisher) für Dich rückblickend? Was hat sich seitdem in Deinem Leben geändert, in Deiner Einstellung dem Leben gegenüber, in Deiner Arbeit? Erzähl Deine ganz persönliche Geschichte, an die Du Dich auch in der Post-Corona-Zeit erinnern würdest.

Was habe ich vor? Ich möchte Eure Corona Geschichten in einem Printbuch (und E-Book) verewigen und auf Euch aufmerksam machen. Es gibt bewusst keine Vorschriften und Einschränkungen, ich nehme alle Geschichten ins Buch mit rein, so wie sie sind. Die Kosten für Lektorat, Korrektorat, Layout, Satz und Herausgeben übernehme ich. Schickt mir einfach die Geschichten & Gedanken zu Eurem Leben in der Corona Pandemie bis zum 17.05.2021 an hello@paulinasfriends.com. Falls Ihr nicht anonym bleiben wollt, werdet Ihr mit Namen und Website bzw. Social Media Kanal im Printbuch und auf einem neuen Instagram Kanal genannt.

Als kleine Inspiration schicke ich Euch meine Corona Geschichte (Eure muss nicht so lang sein;)

Ich erzähl Euch mein Leben, rückwirkend zurück zum Beginn der Corona Krise. Seit Januar befinde ich mich auf der paradiesischen Insel Teneriffa. Wie lange ich hier bleibe, überlasse ich dem Schicksal und ein wenig der künftigen Corona-Politik. Anfangs war die Reise für 4 Wochen geplant, mein längster Urlaub bisher. Ich brauchte dringend Urlaub von meinem 4. Laden (mit integriertem Schneideratelier), den ich pünktlich zum Beginn des „Light Lockdowns“ aufgemacht habe. Er war erstaunlicherweise ein sensationeller Erfolg. Trotz oder gerade wegen den Corona Absurditäten: 1 Besucher auf 10 qm erlaubt (meine Ladenfläche war nur 10 qm insgesamt, daher musste ich aus dem Laden raus, sobald ein Kunde reinkam…) Der Umsatz stimmte, da die Meisten Einkaufen mit Seelsorge verwechselten. Ich habe die Seelsorge gratis zum Kauf angeboten. Mehrfach musste ich die Polizei holen, wegen einer Messerstecherei vor meinen Augen, dem inadäquaten Verhalten von psychisch und körperlich nicht ausgelasteten Jugendlichen, die mich mit Bier bespritzten, wegen Diebstahl und sexueller Belästigung vor den Augen meiner Kunden. Kurz: die Menschen drehen wegen Corona komplett am Rad! Mindestens war meine Miete sehr günstig, da ich den Laden von jemandem untergemietet habe, der unbedingt raus wollte. Viele der Nachbarläden kämpften verzweifelt ums blanke Überleben und waren gelinde gesagt frustriert und wütend. Die Gastronomie war zu, aber wie geht Einzelhandel ohne Gastro bei Minustemperaturen? Nun ja, nach dem Beschluss des harten Lockdowns ab dem 16.12 brach das Weihnachtsgeschäft zusammen, obwohl ich kurzzeitig glücklich war, dass man mir eine größere Ladenfläche als Zwischennutzung angeboten hatte. Dann zum Schluss wohl doch nicht. Das Bikini Haus stand plötzlich leer. Ich zog meinen kompletten Ladenauszug in 3 Stunden durch. Im Nachhinein betrachtet war das eine der besten Entscheidungen, die ich je treffen konnte. Denn, nun liege in der Sonne bei 25 Grad in einer Luxusanlage im marokkanischen Stil mit super Pool und Blick auf den Teide (allerdings ist das schon die 4. Wohnung, die davor waren im Vergleich eine nackte Katastrophe). Eine Nähmaschine habe ich mir ausgeliehen: die kanarischen Karnevalstoffe sind so verführend, dass ich bald einen extra Koffer für sie brauche. Aktuell arbeite ich zusätzlich an meiner Doktorarbeit, (Gott sei dank muss ich kein Präsenzunterricht geben). Glücklicherweise habe ich dafür ein Promotionsstipendium bekommen, das meine Existenz aktuell sichert. Hoffentlich schaffe ich diese Mammutaufgabe!

Warum entschied ich mich zu promovieren? Eigentlich wollte ich ja nur meine Mode machen. Ich hole ein wenig aus. Ich musste jonglieren, schon wieder in der Not kreativ werden. Ein kurzer Überblick über alles, was letztes und dieses Jahr aufgrund der Corona Pandemie abgesagt wurde. 90 % meiner Veranstaltungen (Kunstmessen, Modeschauen, Fotoshootings, Buchpräsentationen) finden offline statt. Mein Umsatz wird ausschließlich über „Live-Veranstaltungen (https://paulinasfriends.com/veranstaltungen-und-verkaufsstellen/) generiert, da ich emotionale Produkte verkaufe (Kunstmode & Bücher im Selbstverlag www.paulinasfriends.com/buecher ausschließlich an Stammkunden und Menschen, die ich persönlich davon überzeugen muss. Online Verkauf ist im Falle meiner extravaganten Künstlermode (www.paulinasfriends.com/online-boutique/) kaum möglich. Auch musste ich wegen Corona meine s.g. „Zufallssalone“ – Unternehmertreffs (www.paulinasfriends.com/zufallssalon) absagen. Eine Jury-Teilnahme in Amsterdam, ein Kongress mit Modenschau in einem 5-Sterne Hotel in Berlin. Sämtliche Nähkurse, bei denen ich meine Designerhandwerkskunst verbessern wollte, wurden gestrichen. Man schreibt monatelang Konzepte, kommuniziert, gewinnt Menschen, akquiriert Teilnehmer, Models, Stylisten, Fotografen, Presse, tätigt Investitionen etc. und steht zum Schluss allein im Homeoffice da.

Einerseits bin ich zutiefst dankbar für die großartigen Corona-Zuschusshilfen, anderseits verängstigt, ob ich sie irgendwann dann doch nicht zurückzahlen muss. Bis vor einigen Monaten hatte ich unzählige Masken genäht und bin froh dass ich irgendwann damit aufhörte, dass ich meine wertvollen Couture Stoffen nicht dafür verbraucht habe. Sie hätten sowieso dann nicht mehr gegen Corona geschützt. Ich habe meine Ausbildung als ehrenamtliche Sterbebegleiterin nun beinahe nicht abschließen können, da ich wagte bei einem der letzten Ausbildungsseminaren zu erzählen, dass ich gerade 5 Tage lang in meiner Heimat war (zu dem Zeitpunkt war der Ort meines Aufenthaltes kein Risikogebiet) und extra wegen meiner Ausbildung zurückgekehrt war. Dass ich mich sicherheitshalber testen wollte (was ich eigentlich gar nicht gemusst hätte), und die Teststelle am Flughafen trotz Vorschrift geschlossen war. Das Ergebnis war: ich wurde von der Ausbildung ausgeschlossen, unfassbar, vor allem wenn man die Tatsache bedenkt, dass weil ich die einzige Ausländerin in der Gruppe war. Ich habe sie wegen Diskriminierung fast verklagt mit der Unterstützung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Eigentlich ging es mir gar nicht um mein Zertifikat, sondern um das Schicksal derer, die gerade am Sterbebett liegen und alleine, isoliert, vernachlässigt, ganz leise von der Welt verschwinden, wie meine geliebte Omi. Mir bricht das Herz (https://www.paulinasfriends.com/covid-tote)

Meine anfängliche Begeisterung für den Corona Pflichturlaub (1. Lockdown) schwand nach einigen Monaten. Doch muss ich fairerweise sagen, dass ich dank Corona schneidern gelernt habe. Ich kam genau vor 1 Jahr Mitte März punkt zum 1. Lockdown zurück (wieder aus Teneriffa, allerdings war ich davor 4 Wochen lang in Milano, Kairo, Sharm El Sheikh, Rom und Madrid, quasi in allen Corona-Hotspots zu Beginn der Krise und hatte bereits alle Symptome und noch ein paar mehr)….Das Leben Mitte März wurde sukzessive runtergefahren, und es war höchste Zeit, dass ich meine Angst vor der Nähmaschine überwinde. Letztendlich ging es um meine Lebensleidenschaft – die Mode. Die ersten ziemlich verrückten Stücke, die entstanden sind, wo ich nicht so recht wusste, was ich so tue, sind übrigens inzwischen einer wichtigen Kunstinstitution und einer weltberühmten Automarke verkauft worden. Dann kam New York Fashion Week ins Spiel (ich wurde als nachhaltiges Modelabel eingeladen), mal sehen ob es dieses Jahr überhaupt stattfinden wird…Auch hier handelt es sich um hohe Investitionen für die Teilnahme, die Flüge, die speziell für die Show entworfene Kollektion.

Also ihr merkt schon wie ambivalent ich aufgrund von Corona bin. Hier auf den Kanaren kann man sich definitiv nicht leisten, im ewigen Lockdown zu verharren. Hier wird nicht diskutiert, gegen die oft hirnrissigen Maßnahmen (aus meiner Sicht zurecht!) rebelliert. Die Wirtschaft ist am Boden zerstört, Geschäfte, Cafés, auch einige Hotels müssen offen bleiben. Es gilt Maskenpflicht überall, Abendstunde und ein Negativtest für alle von auswärts Einreisenden. Ich wundere mich, dass Deutschland an den einfachsten Dingen scheitert, dass die öffentliche Diskussion die psychisch-emotionalen Aspekte der Krise komplett außer Acht lässt. Wegen der in meinen Augen übertriebenen Spaltung der Gesellschaft, der Stigmatisierung von Andersdenkenden, dem Neid vieler, warum man gewisse Dinge trotz Corona tut (wie Reisen), stelle ich mein Weiterleben in Deutschland auf lange Sicht in Frage und bleibe eben Corona Flüchtling, der den ganzen Zirkus aus der paradiesischen Distanz betrachtet. Wenn ich Deutschland verlassen würde, wäre es der ca. 25. Umzug nach Freiburg, München, Berlin, in ein 3. Land. Natürlich fühl ich mich irgendwo heimatlos, gescheitert und zwiegespalten, zumal man Berlin nicht so einfach aufgeben kann. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, mit Menschen die man liebt, über Corona Politik, Impfen etc. zu diskutieren, vor allem wenn man von Vornherein weiß, dass man anderer Meinung ist. Und doch bin ich Corona dafür dankbar, dass sie ordentlich in meinem Leben sortiert hat – Prioritäten, Menschen, Perspektiven, und viele Ängste ans Licht gebracht hat, die dringend angeschaut werden mussten. Wir brauchen Schlupflöcher, Rettungsanker für unsere Psyche, damit die Seele heil bleibt.